Ehrenamtliche Helfer*innen für ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen gewinnen
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In der täglichen Versorgung in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen fallen täglich zahlreiche Tätigkeiten an, die weder abgerechnet werden noch standardmäßig notwendig sind, aber dennoch die Arbeits- und Lebensqualität aller erhöht. Sei es das aufmunternde Gespräch im Flur oder die gemeinsame Tasse Kaffee, der Duft von den Balkonblumen oder die gemeinsame Spielrunde „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ in der Kleingruppe.
Durch das Engagement und die Motivation von Freiwilligen kommt häufig neuer Schwung in eingefahrene Routinen. Die zahlreichen Möglichkeiten für externe Helfer*innen steigern das Gemeinschaftsgefühl und die Öffentlichkeitsarbeit mit der Gemeinde oder Nachbarschaft.
Für die Helfer*innen bieten die Pflegeeinrichtungen je nach Aufgabengebiet und Interesse Schulungen und eine regelmäßige Betreuung und Austausch an. Nur so können die ehrenamtlich Tätigen ihre Eindrücke und Erlebnisse verarbeiten und den Informationsfluss am laufen halten. Freiwillige erhalten häufig für ihre Einsätze eine Aufwandsentschädigung, z. B. für das Ticket des öffentlichen Nahverkehrs oder es besteht die Möglichkeit einer kostenfreien Mahlzeit während des Tätigkeitseinsatzes.
Tätigkeiten für ehrenamtliche Helfer
Wie ich bereits in dem Pflegeblogartikel „Zusatz- und Serviceleistungen: Es gibt viel zu tun“ aufgezeigt habe, sind die Möglichkeiten im Bereich der ambulanten und stationären Pflege und Beschäftigung für Tätigkeiten über das täglich Muss hinaus unerschöpflich. Viele Pflegeeinrichtungen, Hospize und Krankenhäuser profitieren seit Jahren von der Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen, ohne deren Einsatz bestimmte Aufgaben gar nicht dauerhaft umsetzbar wären. Beispielsweise regelmäßig selbstgebackener Kuchen für das Angehörigencafé oder die Bepflanzung und Pflege von Terrassen und Balkonen.
Regelmäßige Begleitung von Ausflügen, gemeinsame Spielenachmittage, die Übernahme von Einzelbesuchen und -beschäftigung oder Hilfe in der Nähstube, dem eigenen Kräutergarten oder der hauseigenen Bücherei können ebenso den Alltag innerhalb von Pflegeeinrichtungen unterstützen. So kann mit einem kleinen Bücherwagen von Zimmer zu Zimmer gegangen werden oder im ambulanten Setting Hausbesuche der örtlichen Bücherei organisiert werden. Gerade im Bereich der Hörbücher und der Großdruck-Bücher ist das Ausleihen häufig viel vorteilhafter als der regelmäßige Kauf.
Ein Reparaturcafé oder -treff ist sowohl eine nachhaltige als auch generationenverbindende Tätigkeit, die verschiedene Fähigkeiten miteinander verbindet. So können vom Toaster bis zum Fahrrad unterschiedliche Gegenstände repariert werden.
Mit regelmäßigen Vorträgen zu unterschiedlichen Themen ähnlich einer Volkshochschule lassen sich sicherlich ehrenamtliche Redner*innen finden und dadurch langfristig Freiwillige für weitere zusätzliche Tätigkeiten.
Mensch vor Tätigkeit
Suchen Sie doch zuerst nach den Menschen und ihren Talenten und dann nach der passenden Tätigkeit innerhalb des Ehrenamts.
Stellen Sie sich die Frage, was eine potentielle ehrenamtlich tätige Person entweder dazu bringt, sich bei Ihnen zu engagieren oder was sie davon abhält. Immer mehr Menschen bereiten steigende Alltagspreise für Lebensmittel oder die Energiekosten sorgen. Einsamkeit macht auch vor Menschen nicht halt, die regelmäßig im Berufsleben mit Kunden und Lieferanten zu tun haben – setzen Sie gerne an den Bedarfen der Mitmenschen an, nicht nur derer, die von der ehrenamtlichen Hilfe auf den ersten Blick profitieren.
Welche Personen in der Vergangenheit haben durch welche Tätigkeiten eine bleibende Erinnerung hinterlassen? Welche Bewohner*innen bzw. welche Kunden haben welche Bedürfnisse, die durch freiwillige Helfer*innen befriedigt werden können?
Was brauchen Ihre Mitarbeiter*innen, das durch die Tätigkeit im Ehrenamt erfüllt werden kann?
Senioren und Pflegebedürftige als ehrenamtliche Helfer
Zeitgleich können die Bewohner*innen oder die ambulanten Pflegekund*innen sich je nach ihren Fähigkeiten ebenfalls ehrenamtlich engagieren. Wie wäre es mit Dogsitting, regelmäßigen Telefonketten, Brieffreundschaften oder dem Sammeln und Aufbewahren von Tombolageschenken und ähnlichem?
Gerade wer einem handwerklichen Hobby nachgeht, kann sein Wissen und seine Fähigkeiten für die gute Sache einsetzen. Selbst wenn körperliche Einschränkungen die eigene Ausführung einschränken, ist das Interesse am Hobby weiterhin vorhanden. Fragen Sie doch einfach mal im direkten Umfeld ihrer Kunden bzw. Bewohner nach, welches Hobby wieder belebt werden könnte.
Aktionen zur Gewinnung von ehrenamtlichen Helfer*innen
Woher aber nun verlässliche und engagierte Freiwillige finden? Planen Sie die eine oder andere gezielte Aktion. Hier ein paar Ideen:
- Bewerben Sie Ihre Suche nach freiwilligen Helfern mit einem Plakat am Haus! Machen Sie es dabei potentiellen ehrenamtlich Tätigen so einfach wie möglich sich bei Ihnen zu melden – per Telefon, Email, SocialMedia oder gleich direkt im Hause. (Klare Besuchsregeln gerade hinsichtlich des Coronatests in stationären Einrichtungen erspart lange Erklärungen oder späteren Frust)
- Öffnen Sie ihre Pflegeeinrichtung (oder nutzen Sie den „Tag der offenen Tür“) für gemeinsame Freizeitaktivitäten, wie Film- oder Musikabende, Literaturkreis oder ein Sprachcafé (lesen Sie hierzu folgenden Blogeintrag Fremdsprachenkenntnisse in der Pflege). Die Teilnehmer können sich für ehrenamtliche Tätigkeiten melden, bzw. ihre Daten hinterlassen. Sicherlich wird bei regelmäßigen Veranstaltungen gerne bei der Vorbereitung von Snacks, das Aufstellen der Stühle usw. geholfen. Auch das ist Teil von ehrenamtlicher Tätigkeit.
- Gründen Sie eine „Strick- und Häkelgruppe“. Fragen Sie im lokalen Wollladen, ob Sie einen Aushang machen dürfen. Vielleicht können Sie auch zu einem bestimmten Anlass bzw. für einen guten Zweck stricken, beispielsweise für Obdachlose oder die Frühchen-Station des örtlichen Krankenhauses. Solche Aktionen können Sie später auch gerne mit der lokalen Presse teilen.
- Fragen Sie bei örtlichen Gymnasien, Musikschulen, Berufsschulen oder ähnliches nach, ob Interesse an einer Kooperation bzw. ehrenamtliche Tätigkeiten besteht. Je nach Ausrichtung der Schulen können Projekte gemeinsam geplant und umgesetzt werden. Denkbar wären beispielsweise regelmäßige Musikauftritte, eine Gartenumgestaltung (Garten- und Landschaftsbau), kleine Turneinheiten (Sporthochschule), gemeinsame Theater- und Museumsbesuche (Kunstschule) oder vieles mehr.
- Lassen Sie sich vom örtlichen Ehrenamtsbüro oder einer Ehrenamtsbörse, einer Tauschbörse oder einem anderen sozialen Verein unterstützen. Gemeinsam können Sie nach Schnittstellen suchen und werden sicher schneller erfolgreich.
- Projekt „Raum gegen Zeit“ – falls es in Ihrer Pflegeeinrichtung die Möglichkeit leerstehender Räumlichkeiten gibt, könnten diese doch statt einer Miete gegen Zeit und ehrenamtlicher Arbeit eingetauscht werden. Vielleicht braucht ein Chor einen Proberaum oder ein lokaler Verein möchte seine Sitzungen bei Ihnen abhalten?
- Machen Sie auf die Vorteile einer ehrenamtlichen Tätigkeit aufmerksam: Es gilt als erwiesen, dass soziales Engagement Stress abbaut. Eigene Talente werden gefördert und man lernt neue Menschen kennen.
- Stellen Sie den Unterschied zwischen ehrenamtlicher Tätigkeit und den Tätigkeiten des Personals klar. Ein fester Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Helfer ist dabei wichtig.
Fazit
Ehrenamtliche Helfer*innen können im Bereich von zusätzlichen Serviceleistungen bzw. Beschäftigung und Begleitung einen wertvollen Beitrag in der stationären und ambulanten Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf oder für Senioren im allgemeinen leisten. Zudem ist die daraus resultierende Zufriedenheit und Entlastung von Angehörigen auch bei den Mitarbeiter*innen spürbar. Ehrenamtliche Unterstützung für Pflegebedürftige und deren Angehörige sind in zahlreicher Form realisier- und ausbaubar.
Mit den richtigen Ideen und den passenden Unterstützern wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach neuen und engagierten Mitmenschen, die den Alltag ihrer Kund*innen bzw. Bewohner*innen bereichern.
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