Podcasts für Pflegekräfte und Pflegende Angehörige
Es muss im Jahr 2017 gewesen sein, als ich eine junge Patientin mit Chronischem Fatique-Syndrom (CFS) besucht habe. Aufgrund ihrer Schwäche hatte sie schon über 10 kg innerhalb eines halben Jahres abgenommen, hielt die Augen meist geschlossen, fühlte sich dauernd kraftlos, müde und erschöpft. Sie war Anfang 30 - Sprechen, Zuhören, Konzentrieren: all das war ihr nur kurzzeitig und meist unplanbar möglich. Das Gehen fiel ihr schwer, sie war schon mehrfach gestürzt aufgrund der allgemeinen Kraftlosigkeit und Muskelatrophie - sogar fernsehen war ihr zu viel. Ich hatte sie gefragt, was sie in den wenigen Momenten mache, wenn sie wach sei (außer Essen, Tabletten einnehmen und passive Körperpflege oder Toilettengang). "Podcast hören." antwortete sie. Seitdem begenete mir das Wort Podcast immer öfter und jedesmal habe ich dabei an sie gedacht - sogar heute noch. Dabei wußte ich damals gar nicht, was es mit einem Podcast so genau auf sich hatte.
Das Kunstwort Podcast setzt sich aus den Worten bzw. der Buchstabenfolge „pod“ für playable on demand (Abspielen auf Abruf) und „cast“ für broadcast, also Sendung zusammen. Ein Podcast ist eine wiederkehrende Audio- oder Videoserie im Internet, die man selbst zu jederzeit anhören kann.
Durch die Coronapandemie wurde ich selbst zur regelmäßigen Podcast-Nutzerin - ähnlich wie beim Fernsehen verlagert sich wohl der Konsum vom zeitgebundenen Programm zum zeitlich ungebundenen streamen. Bei langen Spaziergängen, die mir ohne entsprechende Unterhaltung und Gesellschaft sonst zu langweilig geworden wären, habe ich begonnen, Podcasts zu hören. Bekanntester Podcast war zu dieser Zeit wohl der NDR-Info-Podcast „Coronavirus-Update“ mit Professor Christian Drosten und den redaktionellen Moderatorinnen.
Das Angebot an Podcast-Sendungen ist innerhalb der letzten Jahre enorm gewachsen und Podcasts sind neben Zeitschriften und Fernsehen eine wunderbare Alternative sich informieren und unterhalten zu lassen. Die verschiedensten Themen finden als Podcast ein breites Publikum, denn der Zugang ist einfach und kostenfrei. Die Produktionen meist sehr professionell in Bezug auf Tonqualität und thematischem Inhalt.
In Folge 31 des Podcasts „betroyt“ durfte ich bei Roy Kreutzer zu Gast sein, um über das Thema „Wohnraumanpassung“ und mein Buch "Zu Hause statt Pflegeheim" zu sprechen. Dabei ging es vorallem darum, dass Rechtsbetreuer als Entscheidungsträger über die Möglichkeiten der Wohnraumpassung bescheid wissen sollten. Besonders dann, wenn die Betreuten pflegebedürftig im Sinne des elften Sozialgesetzbuchs (SGB XI) sind. Der Podcast wendet sich an Rechtsbetreuer*innen und alle Interessierten. Er wird von dem Rechtsanwalt, Rechtsbetreuer und Podcaster Roy Kreutzer produziert und erscheint wöchentlich.
Für die Alten- und Krankenpflege gibt es inzwischen zahlreiche Podcasts zu unterschiedlichen Schwerpunkten, beispielsweise speziell für
- professionell Pflegende oder pflegende Angehörige,
- Versorgung im Krankenhaus (Intensivpflege, Akademisierung) oder ambulant
- Digitalisierung in der Pflege
- Pflegemanagement.
Zunehmend werden Podcast von Unternehmen und Firmen als Medium zur Aussenwirkung und -kommunikation betrachtet. Kranken- und Pflegekassen erkennen die Möglichkeit ihren Versicherten über Podcasts Beratungs- und Serviceleistungen zukommen zu lassen. Beispielsweise der Podcast „Pflege Podcast“ von der Kaufmännischen Krankenkasse zusammen mit der Firma famPLUS GbmH. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zuständig für alle im Gesundheits- und Sozialwesen Tätige nennt ihren Podcast "Herzschlag - Für ein gesundes Berufsleben".
Seit Ende 2018 gibt es den Podcast „Übergabe“. Fünf Pflegewissenschaftler*innen laden regelmäßig Gäste und Expert*innen ein, wobei es um Pflegewissenschaft, Pflegepolitik, Pflegepädagogik und Pflegemanagement geht.
Aus dem Krankenhausbereich kommen die Macher des Podcasts „Zwischenschicht“ – hier werden pflegeberufliche Themen angesprochen, wie beispielsweise die Möglichkeit des Bachelors (BoN – ich möchte nicht spoilern, aber ich kannte die Abkürzung auch nicht!) in der Pflege oder die enormen Müllmengen, die in Krankenhäusern aufgrund der Nutzung von Einmalartikeln anfallen.
Einzelne Podcasts haben ihre Produktion schon wieder eingestellt, die Folgen sind allerdings noch in der Suchfunktion der Anbieter zu finden.
Fazit:
Podcasts können einen echten Mehrwert für interessierte Zuhörer*innen bringen. Sie sind meist einfach zugänglich. Die Themenvielfalt ist enorm - ähnlich wie bei allen Informationsangeboten sollte jedoch auf das Datum der Produktion geachtet werden. Sicherlich entwickelt mit der Zeit jede*r Zuhörer*in eigene Vorlieben, die nicht nur mit der Thematik zutun haben, sondern auch mit der Klangqualität, der Ausdrucksweise der Sprecher*innen und anderen Qualitäten. Einzelne Podcast-Anbieter führen zeitgleich einen Blog mit weiteren zusätzlichen Informationen an oder fügen diese in die Folgen-Beschreibung ein.
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