Robotik in der Pflege: Filmreview
Vor einigen Tagen habe ich nochmal den US-amerikanischen Film „Robot und Frank“ aus dem Jahr 2012 gesehen. Durch die aktuelle Thematisierung rund um die Digitalisierung in der Pflege bis hin zur Robotik stieß ich erneut auf den Film.
Der Inhalt ist hier rasch erzählt, ohne groß zu spoilern, dabei blicke ich speziell auf den Pflegeroboter. Alternativ kann ich einen interessanten und umfangreichen englischsprachigen Film- und Serienblog empfehlen, der den Film ebenfalls rezidiert.
Der Film spielt in einer unbestimmten Zukunft, das könnte also durchaus heute im Jahr 2022 sein. Der Senior Frank lebt allein in seinem großen Haus in einer ländlichen Gegend. Sein Sohn kommt einmal wöchentlich zum "Arbeitsbesuch". Er erledigt Aufgaben innerhalb des Haushalts, muss aber weit fahren und fühlt sich mit der Belastung überfordert. Er gibt an, dass ihm die Zeit, die er mit seinem Vater verbringt fehlt, um sie mit seinen eigenen Kindern zu verbringen. Deshalb bringt er einen Haushalts- und Pflegeroboter mit.
Der fleißige Helfer ist passwortgeschützt (das Passwort weiß zunächst nur der Sohn), kann neue Fähigkeiten dazulernen und ist auf Wunsch verschwiegen gegenüber Anderen. Ansonsten lässt es sich fließend mit ihm plaudern und er nimmt es nicht krumm, wenn ihm Fragen gestellt werden, die er nicht beantworten kann. Nur mit anderen Robotern kann er sich nicht so sozialisieren.
Der Roboter findet sich selbständig innerhalb des Hauses zurecht und kann sogar einen Einkauf im Supermarkt inklusive Hin- und Rückweg selbständig meistern. Treppensteigen ist kein Problem und bei Dunkelheit leuchten zwei kleine Lichter an seinem helmartigen Kopf. Seine Aufgaben neben den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten (Einkauf, kochen inklusive garnieren und servieren, spülen, aufräumen) sind die Vorgabe einer Tagesstrukturierung, Gesellschaft und Ansprache, körperliche Beschäftigung und in einer Szene wird gezeigt, dass Frank vom Roboter rasiert wird.
Einige der Eigenschaften dieses Roboters, sind meiner Meinung nach, wirklich clever. Da Frank die Notwendigkeit des Robotors zunächst nicht einsieht, würde er ihn nämlich gerne gleich wieder ausschalten. Es nervt ihn, dass er zum Frühstück diätische Lebensmittel statt seiner zuckerhaltigen Cornflakes vorgesetzt bekommt oder zur Gartenarbeit als Fitnessaktivität motiviert wird. Dabei ist der Roboter stets freundlich, vielleicht bei einem Menschen mit Demenz zu logisch in seiner Erklärung – aber die Erklärungen sind wohl eher für die Zuschauer.
Aufgrund des Passworts ist es Frank nicht möglich, den Roboter auszuschalten. Allerdings kann er mit dem Roboter „verhandeln“, dass er sich statt mit der Gartenarbeit lieber mit einem anderen Hobby beschäftigen möchte.
Der Film gilt als Indie-Film und spricht viele Themen einer Pflegesituation bei einer beginnenden Demenz an:
- die fehlende Situationseinsicht,
- Vernachlässigungstendenzen,
- Persönlichkeitsveränderungen,
- Überforderungsstendenzen beim Sohn,
- Vorwürfe an die demenzerkrankte Person,
- Unkenntnis und Nicht-wahr-haben-Wollen der Situation bei der Tochter (die sich wiederholt nur kurzzeitig per Videocall meldet bis sie schließlich doch persönlich kommt und an der direkten Versorgung scheitert)
- Sozialer Rückzug,
- und schließlich das Fortschreiten der Erkrankung.
Die optimistische Zukunftsaussicht von 2012, dass in einer nahen Zukunft solche allumfänglichen Haushalts- und Pflegeroboter die häusliche Versorgung aufrechterhalten und für konkrete Entlastung im Pflegesystem sorgen, ist bisher keine Alltagsrealität. Immer mehr Filme mit Themen wie Demenz, Alter und Pflegebedürftigkeit finden ein breites Publikum, weil es auch in der Realität immer mehr Menschen betrifft.
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