Sonja Fröse

Fachautorin für Pflege

Wegen fehlender Wohnraumanpassung ist die häusliche Pflege oftmals erschwert

Wegen fehlender Wohnraumanpassung ist die häusliche Pflege oftmals erschwert

Die meisten Senioren (ab 65 Jahren zählt man offiziell als Senior, unabhängig vom eigenen Emmpfinden oder Fitness-Zustand) möchten möglichst lange zu Hause leben bleiben. Der Wunsch ist absolut nachvollziehbar. Daher gilt seit vielen Jahren bereits die gesundheitspolitische Prämisse „ambulant vor stationär“. Neue Projekte, alternative Wohnformen und Initativen wie Wohnquartiere und Generationenwohnen werden durch Förderungen vorangetrieben. Zeitgleich geht es jedoch darum, bestehende Gebäude fit für alle Bewohner zu machen, denn für viele kommt ein Umzug nicht oder nur sehr eingeschränkt infrage.

Wohnumgebung zur Unterstützung für den Alltag barrierearm umgestalten!

Mit „Zuhause“ ist schließlich überwiegend der jetzige Wohnort gemeint. Viele Senioren und hochaltrige Menschen (damit sind Menschen ab dem 80. Lebensjahr gemeint) berichten zurecht mit Stolz, wie lange sie bereits in den Wohnungen oder Häusern wohnen. Es wird von Erinnerungen berichtet, ehemaligen Kinderzimmern, Familienfesten, aber auch von kleineren und größeren Katastrophen und wie diese bewältigt worden sind. Die Emotionen machen eben erst aus einem Gebäude das eigene Zuhause.

Komfortable und barrierearme Wohngegebenheiten sind für alle ein Segen und eine Erleichterung. Weshalb also warten, bis nichts mehr geht? Bis erste Einschränkungen zum Handeln zwingen und dann schnell, schnell eine Lösung her muß? Angelehnt an Albert Einsteins Zitat

„Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, dann wird er sein Leben lang denken, er ist dumm.“

ist eine frühzeitige Beratung über Möglichkeiten der Wohnraumanpassung sinnvoll. Mit unserem Sachbuch „Zu Hause statt Pflegeheim“ für die Zielgruppe der Senioren und Hochaltrigen möchten Frau Krüger und ich eine erste Sensibilität dafür schaffen, die eigene Häuslichkeit der eigenen Gegebenheiten anzupassen.

Weshalb sollte das eigene Zuhause zu einem ständigen Ärgernis oder gar zum Hindernis werden? Lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen!

Alltägliche Handlungen wie das Auf- und Zuschließen der Wohnung kann durch ein elektronisches Schließsystem deutlich erleichtert werden. Kein langwieriges Suchen nach dem Schlüsselloch, nur noch ein Transponder statt zig Schlüssel. Das kennen Sie doch schon vom Auto.

Der jetzige Komfort ist die spätere Notwendigkeit. Wer nicht mehr gut sieht oder etwas zittrig mit den Händen ist, hat Probleme den Schlüssel ins Schloss zu stecken.

Wer möglichst lange Zuhause leben möchte, möchte aber nicht zeitgleich in seinem Zuhause eingesperrt sein. Zusammenhänge zwischen eingeschränkter oder gar fehlender Treppensteigefähigkeit und sozialer Isolation sind selbst ohne wissenschaftliche Studie nachvollziehbar (auch wenn diese Studien vorhanden sind und die Annahme selbstverständlich bestätigen). Denken Sie an die gesundheitlichen Einschränkungen von Hochaltrigen, Arthrose-, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankte. Nur wenige wohnen treppenfrei auf einer Wohnebene. Ist es da nicht ein Segen stufenlos per Rampe zum Eingang zu gelangen und dann direkt in einen Aufzug?

Treppensteigen ist eines der häufigsten Probleme. Es ist ein komplexer Bewegungsvorgang. Die Lösungsmöglichkeiten sind nicht neu. Einer der ersten Personenaufzüge wurde bereits 1743 im Schloss Versailes installiert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erlebten Fahrstühle durch die Dampfmaschinen einen Boom und enorme Erleichterungen beispielsweise im Bergbau, aber auch im architektonischen Sinne als die Baufläche in den Städten immer knapper wurde und man somit die Möglichkeit hatte, in die Höhe zu bauen. Doch noch immer sind unzählige Gebäude ohne Fahrstühle oder diese nur bis Zwischenetagen oder erst nach einigen Stufen zu erreichen.

Eigentümer müssen keine Könige sein, um entsprechende Umbauten zu verwirklichen. Gerade im Eigenheim, das von mehreren Personen bewohnt wird und langfristig in der Familie bleiben soll, ist rechtzeitige Beratung hinsichtlich der generationenangepassten Immobilie unverzichtbar. Weshalb ist es selbstverständlich diverse Berater für Finanzen, Rechtsfragen und Urlaubsreisen zu haben, aber sich nicht rechtzeitig um die eigene Wohn- und Lebenssituation im Alter zu kümmern?

Während für andere Bereiche der Altersversorgung zunehmend die Notwendigkeit gesehen wird und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden, ist die Wohnanpassung noch sehr unbekannt und mit einem negativen Krankenhaus- oder Pflegeheim-Image besetzt. Die Architektin Sabine van Waasen (entweder unter dem Link beim Namen oder selbst "Wohnalternativen" im Suchfeld des Browsers eingeben) hat einen interessanten Artikel diesbezüglich mit dem Titel „Gibt’s das auch in schön?“ geschrieben.

Allerdings ist die Bereitschaft entsprechende Vorkehrungen frühzeitig zu treffen und damit Verluste der eigenen Selbständigkeit im Alltag vorzubeugen, sich selbst und den (zukünftigen) Pflegepersonen etwas Gutes zu tun und die Sicherheit aller zu erhöhen, nur gering.

Sehen Sie so eine Beratung als Investion in die Zukunft und ersten Schritt, Ihrem Ziel möglichst lange zu Hause wohnen zu bleiben, näher zu kommen. Allein die Sensibilisierung mit dem Thema im Allgemeinen, das Erkennen von möglichen Problemen und das Vermeiden von gefährlichen Sanierungsverzögerungen sind erste Schritte, das Ziel des langfristigen selbständigen Lebens umzusetzen. 

Als weiteres Beispiel möchte ich sogenannte Rollator- und Rollstuhlgaragen benennen. Diese abschließbaren Metallboxen sind bei der Zielgruppe noch recht unbekannt. Wir alle kennen die Vorteile einer Garage fürs Auto bzw. einen sicheren Abstellplatz für das Fahrrad und den Kinderwagen. Dabei sind moderne Rollatoren ebenso hochpreisig und werden häufig selbst gezahlt (oder teilweise im Sinne einer entsprechenden Differenzzahlung zur Kostenerstattung der Krankenkasse). Da sollte doch das Wissen über abschließbare Rollstuhl- und Rollatorgaragen mitvermittelt werden, um die teure Anschaffung entsprechend zu schützen.  Das Verstauen des Hilfsmittels im Keller oder an anderen schwer erreichbaren Stellen entfällt. Zudem ist es doch ein schönes Zeichen der unterschiedlichen Generationen, wenn Kinderwagen- und Rollatorbox nebeneinanderstehen.

Wer immer nur über anfallende Kosten klagt, dem sei die Frage gestellt, was einem die eigene Selbständigkeit wert ist. Die Abwägung zwischen Luxus-Kreuzfahrt, Kauf eines Wohncampers oder Umbau des Eigenheims fällt nach einer entsprechenden Wohnberatung sicher leichter. Die Kaufkraft der sogenannten SilverAger ist enorm. Die Chance, die entsprechenden Umbauten möglichst lange auskosten zu können ist durch die moderne Medizin hoch. Zuschüsse zu barrierefreien Umgestaltungen oder Erhöhung der Sicherheit gibt es von vielfacher Seite und aktuelle Kreditzinsen sind niedrig.

Die Wohnberatung wird professionell beispielsweise von den Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung BAG e.V, Mitarbeitern der Pflege- und Wohnberatungsstellen oder Senioren- und Pflegestützpunkte durchgeführt oder dort erhalten Sie entsprechende Adressen von Architekten und Handwerksbetrieben. In einigen Bundesländern werden ehrenamtliche Wohnberater geschult, die ebenfalls beratend tätig sind. Bei der Wohnberatung werden meist keine Hochglanzbroschüren verteilt, denn gute Argumente haben das nicht nötig. Sinnvoller ist es bei der Beratung mit einem guten Assessement den aktuellen Ist-Zustand aufzunehmen. Schließlich sind sowohl die baulichen Gegebenheiten als auch die Bedürfnisse und Wünsche der Ratsuchenden sehr individuell.

Wer dennoch auf die visuellen Anreize nicht verzichten mag, findet Musterwohnungen und -häuser, inspirierende Badausstellungen und von den jeweiligen einzelnen Anbietern auch Prospekte.

Seien Sie kein Fisch! Lassen Sie sich professionell beraten und profitieren Sie möglichst frühzeitig von entsprechenden Maßnahmen für einen sicheren und komfortablen Wohnalltag.

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